Judo-Trainingslager (Niederlande)

  • Vielfältig unterwegs

Seit nun mehr als 10 Jahren mache ich Judo. So eröffnete sich mir die Möglichkeit, vom 20. bis 23. April 2023 in ein 4-tägiges Trainingslager nach Arnheim (Holland) zu fahren.

Am Donnerstagmorgen machten wir uns also in zwei Bussen auf den Weg zum Auftakt nach Köln. Nach 6 Stunden Fahrt, gefüllt mit Schlafen, Musik, Gesprächen und Langeweile, kamen wir an der Deutschen Sporthochschule in Köln an. Vor der ersten Trainingseinheit mit den Kölner Judoka hatten wir noch etwas Zeit unsere Zimmer für den kurzen Aufenthalt zu beziehen.

Die Abendeinheit sollte eine Randori-Einheit sein. Hierbei wird nach einer kurzen Aufwärmung nur noch mit einer Zeitbegrenzung, mit beliebigen Partnern (Ukes) gekämpft. Da die Einheit erst um 19 Uhr begann, endete sie entsprechend spät um 21 Uhr, worauf dann gleich das Essen folgte. Dieses fiel für mich als Vegetarierin leider nicht sehr umfangreich aus, daher ging ich mit nur einigen Salatvariationen im Magen ins Bett.

So spät der Tag auch endete, am nächsten ging es wieder früh los, nach dem Frühstück und einer Stunde Leerlauf ging es dann auch schon in die letzte Einheit in Köln. Diese war eine Technik-Einheit, motiviert durch eine Regeländerung. Der Bundestrainer, Christopher Schwarzer, erklärte uns die Regel detailliert und gab uns Lösungsvorschläge, um unser Judo dahingehend zu verändern, dass wir durch diese Regel in Zukunft keine Bestrafungen (Shidos) riskieren. Nach hundertfachem Lösen von unterschiedlichsten Situationen, hundertfachen Würfen (Nage-waza) und viel neu Gelerntem endete die Einheit.

Geduscht und bereits ausgecheckt, ging es nun weiter zu unserem endgültigen Ziel: Holland, Sportzentrum Papendal. Die Anlage hier ist sehr neu und dementsprechend modern. Wände und Fußböden sind gefüllt mit erfolgreichen Sportlern und Verbildlichungen von Erfolgen, Stühle sind kleine Sessel, es gibt Getränkespender an jeder Ecke und es ist kein Staubkorn zu sehen. Der holländische Bundestrainer der U18 führte uns über die Anlage und zeigte uns auch zum ersten Mal die 200 Meter von den Unterkünften entfernte Judohalle. Vor der ersten Trainingseinheit um 17:30 bezogen wir unsere ähnlich modernen Zimmer für die nächsten 3 Tage.

Mit dem Beginn der ersten Trainingseinheit begann auch der typische Kreislauf eines internationalen Trainingslagers. Ein Tag sah jetzt immer gleich aus: Nach dem Aufstehen gab es Frühstück in der Mensa des Hauses, danach wurde sich schnell umgezogen, um mit der ersten Trainingseinheit des Tages zu starten. Nach sehr anstrengenden 90 Minuten ging es zurück zu den Unterkünften und zum Essen. Die meisten SportlerInnen machten nach dem Essen einen kurzen Mittagsschlaf, um zu regenerieren und sich auf die nächste Einheit einzustellen. Die nächste Einheit folgte wenig später und ehe man sich versah, waren erneut 90 Minuten Training und das Abendessen vergangen. Der Abend setzte sich meistens aus einem Sauna-Gang, anschließendem Duschen, einem Film und viel Nichts tun zusammen.

Alle Einheiten gestalteten sich in diesem Kreislauf ähnlich. Sie begannen natürlich mit einer kurzen Erwärmung, die von den holländischen Trainern geleitet wurde. Es war hier sehr interessant zu sehen, wie unterschiedlich sich andere Länder aufwärmen. Die witzigen Fang-Spiele, Hand-Checks mit folgendem Wurf und vielem mehr waren wir so aus Deutschland nicht gewohnt. Nach dieser Aufwärmung begann nun das eigentliche Training. Jede Einheit war eine Randori-Einheit, das bedeutet, dass wir nur Trainingswettkämpfe durchführten. In verschiedenen Variationen folgten dann immer 12 Randoris, also 12 Kämpfe mit 12 verschiedenen Ukes (Partnern). Hierbei galten die gleichen Regeln wie auch im normalen Wettkampf, jedoch gab es keinen Kampfrichter und auch keine feste Mattenfläche, auf der sich bewegt werden musste. Neben der Aufwärmung ist auch die Art des Judos verschiedener Länder anders, so sind die Holländer zum Beispiel besonders hartnäckig und bissig, wenn es darum geht den Griff zu gewinnen. Diese neuen Partner waren somit unheimlich wichtig, da so das eigene Judo enorm verbessert werden und neue Strategien gegen bestimmte Arten von Kämpferinnen entwickelt werden konnten.

Mit vielen blauen Flecken, körperlicher und mentaler Erschöpfung ging es dann am Sonntag nach einigen erfolgreichen und vor allem lehrreichen Einheiten zurück nach Berlin. Die Rückfahrt wurde hauptsächlich mit Schlafen und Essen verbracht, bevor wir um 20 Uhr wieder in Berlin ankamen. Trainingslager dieser Art sind immer ein großer Erfolg, in wenigen Tagen kann man sein Judo stark verbessern. Außerdem macht es unheimlich viel Spaß, mit anderen Mädchen, die richtig Lust haben gutes Judo zu machen, trainieren zu können und diese auch besser kennenzulernen. Ich hoffe, dass euch dieser kleine Bericht gefallen hat und ihr etwas über Judo als Wettkampfsport lernen konntet.

Julia

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